BIOGRAPHIE
Christoph Anzböck stammt ursprünglich aus einem kleinen Ort im niederösterreichischen Weinviertel, lebt heute in Basel und Wien und ist international als Musiker tätig.
Im Fokus seiner künstlerischen Arbeit steht das vokale und instrumentale Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts, das er als Ensembleleiter und Spieler von Tasteninstrumenten erforscht. Musik im Zusammenhang mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen wahrzunehmen, in ihrer intellektuellen und emotionalen Dimension zu erfassen und in gegenwärtigen Kontexten sprechen zu lassen, ist sein zentrales Anliegen. Die Beschäftigung mit geistlicher und weltlicher Vokalmusik sowie dem solistischen Repertoire für Tasteninstrumente bildet den Kern seiner künstlerischen Arbeit. Von besonderem persönlichen Interesse ist für ihn die Neuentdeckung bislang unbeachteter Werke.
Einen Schwerpunkt bildet dabei die Auseinandersetzung mit der wenig rezipierten musikdramatischen Produktion im Kontext des Wiener Hofes am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert. Die erfolgreichen Neuproduktionen des Sepolcros „Le due passioni“ (Marc’Antonio Ziani, Wien 1705 | Basel 2018) und des „Oratorio di Sant’Orsola“ (Carlo Agostino Badia, Wien 1694 | Basel 2021) stellten erste Ergebnisse dieser Beschäftigung dar. Gemeinsam mit der Violinistin Eva Saladin gründete Christoph Anzböck im Jahr 2023 das Ensemble IL FUOCO ETERNO, um das Feuer für diese besonders faszinierende Episode der europäischen Musikgeschichte neu zu entfachen und das Repertoire einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Als Kirchenmusiker des Benediktinerklosters Mariastein obliegt ihm die musikalische Gestaltung der liturgischen Feiern und die Leitung der für die Veranstaltung des jährlichen Zyklus der „Mariasteiner Konzerte“ verantwortlichen Konzertkommission. Diese Aufgabe verbindet er seit 2022 mit der Leitung der Chöre und Scholen der Pfarrei Muri im Aargau.
Christoph Anzböck trat mit namhaften Ensembles der Alten Musik auf und wirkte als musikalischer Assistent für Musiktheaterproduktionen (Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Heidelberger Frühling u.a.). Rundfunk- und CD-Aufnahmen für SRF, ORF, SR und Coviello Classics dokumentieren seine Arbeit. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit stilistischen und aufführungspraktischen Fragen, besonders im weiten Themenfeld des Generalbassspiels, ergänzt seine künstlerische Tätigkeit. Er wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, u.a. beim Daniel-Herz-Orgelwettbewerb und dem Wettbewerb um den „Förderpreis Alte Musik“ des Saarländischen Rundfunks.
Ein Masterstudium in „Generalbass und Ensembleleitung“ an der Schola Cantorum Basiliensis bei Jörg-Andreas Bötticher und Andrea Marcon schloss er im Jahr 2018 mit Auszeichnung ab, nachdem er zuvor Studien an der Universität Wien, der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und der Hochschule für Künste Bremen absolviert hatte.
PROJEKTE
Verborgene Botschaften
Die Abkehr Englands von der katholischen Kirche und die Gründung der anglikanischen Kirche durch Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert zwang in den folgenden Jahrzehnten jene Menschen, die an der alten Kirche festhalten wollen, ihre Religion im Verborgenen zu praktizieren, da ihnen sonst hohe Strafen bis hin zum Tod drohten. Inmitten dieser Wirren stand William Byrd, Gentleman of the Chapel Royal, führender Musiker des elisabethanischen Englands, Günstling der Königin und überzeugter Katholik.
Klingende Musiksammlung
Wir schreiben das Jahr 1798: französische Revolutionstruppen fallen in das kleine Benediktinerkloster Mariastein südlich von Basel ein, besetzen und plündern es, die Helvetische Republik wird errichtet, das Kloster aufgehoben. P. Ambros Stierlin ist zu diesem Zeitpunkt einunddreißig Jahre alt, vor neun Jahren ist er in das Kloster eingetreten…
Die “musikalischen Expeditionen” des Johann Melchior Gletle
Zwischen der Schweiz und dem heute bayerischen Schwaben bestand in der Vergangenheit eine lange Verbindung durch rege kulturelle Beziehungen. Namen wie Strigel und Holbein, aber auch viele andere weniger bekannte Künstler sind Zeugen für diese alte Partnerschaft. In diesem größeren kulturgeschichtlichen Zusammenhang sind auch gewisse schweizerisch-schwäbische Wechselbeziehungen auf musikalischem Gebiet zu verstehen, wie sie sich etwa im Lebenslauf des Komponisten Johann Melchior Gletle zeigen. Dieser stellt eine völlig zu Unrecht unbeachtete Figur der süddeutschen und schweizerischen Musikwelt des 17. Jahrhunderts dar.
Oratorio di Santa Orsola
Carlo Agostino Badia (1671/72-1738)
Wien 1694 | Basel 2021
Erste Aufführung in neuer Zeit.
MEDIEN
Johann Sebastian Bach
“Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort” BWV 126
J. S. Bach-Stiftung
Rudolf Lutz
Giuseppe Peranda
Sacred music from Dresden
Coviello Classics
Abendmusiken Basel
Jörg -Andreas Bötticher